Carina
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Freitag, 26. Juli 2024
Seit zwei Jahren trage ich zu jeder Prüfung, die ich in der Uni hab, den gleichen Pulli. Es ist ein grüner Wollpulli mit Gänsen drauf. Auch im Sommer trag ich den, egal wie warm es ist. Der Grund: Ich glaub daran, dass mir dieser Pulli Glück bringt.
Anfangs hab ich es für eine Schwäche gehalten, an sowas zu glauben. Ich hab mich gefragt, ob das ein Zeichen dafür ist, dass ich mir nicht genug zutraue oder meine Fähigkeiten unterschätz. Dass ich quasi glauben würde, etwas von außen wie diesem Pulli könnte ich meine Noten verdanken.
In dem Kontext ist mir auf ein Mal bewusst geworden, dass ich meinen Glauben an Gott aber ja nicht so in Frage stelle, wie ich das bei dem Pulli mache. Obwohl Gott mich auch bestärkt und unterstützt. Wo ist da der Unterschied? Den Glauben an meinen Pulli würde ich eher als Aberglauben bezeichnen. Rational gesehen weiß ich, dass er mir wahrscheinlich kein Glück bringt.
Im Gegensatz zu Gott ist er nämlich ein Gegenstand und nichts, zu dem ich eine menschenähnliche Beziehung hab. Gott ist für mich wie ein guter Freund, dem ich meine Sorgen erzählen kann.
Gott und der Pulli sind also total verschieden. Aber beide helfen mir, an mich zu glauben, dass ich die Prüfungen schaffen werde. Und ich denk, manchmal ist Glaube etwas, das einem einfach guttut, auch wenn es irrational erscheinen mag.