Lisa
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Samstag, 31. August 2024
Mein Familienurlaub ging dieses Jahr ans kroatische Mittelmeer. Zwei Wochen fast durchgehend strahlend blauer Himmel und jeden Tag am Meer. Da beobachte ich gern, wie die Wellen immer gleichmäßig an den Strand rollen und dennoch nie gleich sind.
Das Meer ist seit Millionen Jahren da, unerschütterlich und mächtig. Es umspült dieselben Strände und Felsen. Und dennoch verändert es sich ständig - jede einzelne Welle, die an den Strand rollt, ist einzigartig.
Keine gleicht der anderen, jede Bewegung des Wassers ist neu und anders.
Ich finde das ähnelt sehr dem Leben. Denn unser Leben hat eine
grundlegende Beständigkeit, eine Grundlage, auf der wir stehen. Das sind unsere Werte, unsere Überzeugungen, das woran wir glauben und Menschen, die uns nahestehen.
Doch gleichzeitig sind wir ständig im Wandel. Jede Erfahrung, die wir machen, jede Begegnung, jeder neuer Tag verändert uns ein bisschen.
Gerade in Zeiten, wo ich den Eindruck hab, ich bin eher wie so ein
aufgewühltes Meer, finde ich die Vorstellung gut, dass Gott so eine große Beständigkeit verspricht. Dass er wie der Meeresgrund ist, der sich durch meine Wellen nicht aus der Ruhe bringen lässt. Und dann ist die Veränderung doch auch was schönes – es müssen ja nicht immer gleich die 5m-Wellen sein.
Lisa
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Freitag, 30. August 2024
Ich habe letztens meinen Cousin und seine Familie besucht. Es war
echt schön, mal wieder alle zu sehen! Seine jüngste Tochter Luise lernt gerade laufen. Sie ist noch ziemlich wackelig unterwegs und fällt nach paar Schritten hin. Aber dann steht sie sofort wieder auf - ohne großes Drama. Das find ich echt beeindruckend.
Ich fand das so interessant, dass ich mal ein bisschen über die kindliche Entwicklung recherchiert hab. Und es ist schon krass: In unseren ersten 3 Lebensjahren lernen wir mit Abstand am meisten. Das fängt beim Greifen und Essen an, geht übers Sprechen bis hin zum Bewusstsein über sich selbst. Und man entwickelt da schon die Widerstandskraft, um gut mit Rückschlägen und Stress umzugehen. Wie so ne Art Immunsystem für die Seele. Ohne diese Fähigkeit könnte sich kein Mensch entwickeln und überlebenswichtige Sachen lernen. Für diese Widerstandskraft braucht es Beziehungen, die uns Sicherheit geben.
Darum bin ich froh, dass Luise in so einer liebevollen Familie aufwächst.
Auch für mich ist Familie was, das mir Widerstandskraft gibt. Genausowie meine Freundinnen und Freunde. Und auch mein Vertrauen auf Gott. Ich find das total tröstlich, dass man nicht allein mit seinen Rückschlägen ist und jeder mal stolpert. Und dann ist es wichtig, immer wieder aufzustehen. Vielleicht sollten wir’s öfter wie Luise machen: Hinfallen, Aufstehen und Krone richten.
Lisa
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Mittwoch, 28. August 2024
Neulich bin in über das Sprichwort „Sturm im Wasserglas“ gestolpert. Das Sprichwort bedeutet ja, dass jemand aus einer Kleinigkeit ein riesen Drama macht. So als wäre die Welt kurz vorm Untergang. Das ist irgendwie schon ein gutes Bild: Ein Sturm, ein richtiges Unwetter, in einem kleinen Wasserglas? Und ich kenn das auf jeden Fall ganz gut. Das fängt bei mir mit ganz banalen Sachen an: wie eine nicht aufgehängte Jacke, das falsch liegende Sofakissen, ein nicht abgeräumter Tisch oder meine Schwester, die ungefragt meinen Lieblingspulli anzieht. Am Ende find ich mich in einer hitzigen Diskussion über Aufgabenverteilung, Wertschätzung, Ordnung und Anstand wieder. Wenn ich dann im Nachhinein drüber nachdenke, dann sind das oft so Streits, die einfach sinnlos sind. Ich glaub das kommt davon, dass ich im Alltag so viele Sachen im Kopf hab und sich dann der Druck bei so Kleinigkeiten entlädt. Dafür sollte ich aber eigentlich andere Ventile finden, als so Stürme in Wassergläsern auszulösen. Deshalb versuche ich jetzt, wenn ich mich mal wieder über ne Kleinigkeit aufregen will, tief durchzuatmen. Und dann vielleicht lieber ein Glas Wasser zu trinken, anstatt einen Sturm drin entstehen zu lassen.
Lisa
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Montag, 26. August 2024
Ich bin neulich nach Österreich gefahren. Die Zugfahrt dahin ging durch den Süden von Deutschland entlang am Bodensee. Und dann tauchten irgendwann die riesigen majestätischen Alpen am Fenster auf. Die Sonne strahlte durchs Fenster und tauchte die Landschaft in goldenes Licht. Ich hab über die Berge gestaunt, die so hoch und unerschütterlich da standen. Und hatte den Gedanken: Das Leben ist für mich auch irgendwie wie ein Gebirge. Es ist so voller Höhen und Tiefen, wie die Gipfel und Täler. Es gibt diese Gipfelmomente, wo wir ganz oben stehen und das Gefühl haben, die Welt liegt uns zu Füßen. Voller Freude und Triumph genießen wir die Aussicht. Aber dann gibt es auch die Täler, in denen alles schwer und überfordernd scheint. Diese Momente, in denen man sich denkt: „Ich komme einfach nicht weiter…“. Während mein Zug durch die malerische Landschaft glitt, wurde mir klar, dass diese Täler genauso wichtig sind wie die Gipfel. Ohne die Täler gäbe es die Gipfel nicht. In einen Tal zu sein ist trotzdem nicht schön. Aber ich find dann immer ein altes Gebet tröstlich: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.“ Die Täler sind trotzdem noch da, aber ich muss da nicht alleine durch – und bald wartet auch schon wieder ein Gipfel.
Lisa
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Sonntag, 23. Juni 2024
Ich war mit meinem Vater zusammen im Norden der USA. Wir hatten uns eine kleine Hütte nahe der kanadischen Grenze mitten im Nirgendwo gemietet und da konnte man nachts einen atemberaubenden Sternhimmel anschauen. In einer der Nächte haben wir dann einen Sternschnuppenregen gesehen. Das war echt magisch! Eigentlich sind Sternschnuppen ja immer da, weil ständig Staubteilchen in die Erdatmosphäre eintreten. – Nur sehen können wir sie nicht immer. Und das aus ganz unterschiedlichen Gründen: weil‘s zu hell ist oder zu bewölkt, oder weil das verglühende Teilchen zu leicht ist. Trotzdem sind sie immer da – nur halt nicht immer für uns sichtbar. Wir bemerken nur ab und an wie magisch sie sind. Ich bin mir fast sicher, dass es für jedem auch Menschen gibt, die wie Sternschnuppen sind. Menschen, bei denen wir viel zu selten realisieren, wie besonders sie für uns sind. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass wir ihnen zu selten zeigen dass wir sie sehen und hören. Wie fürs Sternschnuppen-gucken muss man sich darum manchmal Zeit dafür nehmen. Leuten ganz bewusst sagen, wie wertvoll sie für einen sind. Einfach mal direkt zeigen, dass uns jemand super wichtig ist. Und dafür muss man nicht mal in ne Hütte im Nirgendwo in den USA fahren. Die Sternschnuppen-Freunde sind oft viel näher.
Lisa
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Freitag, 21. Juni 2024
Heute Nacht war die kürzeste Nacht des Jahres – die Sommersonnenwende. Dabei folgt auf den längsten Tag des Jahres die kürzeste Nacht. Nur ungefähr zwei Stunden war es heute Nacht richtig dunkel. Nicht viel Zeit, um einen Himmel voller Sterne und Kometen zu sehen. Und die Möglichkeit wird auch an den anderen Tagen des Jahres kürzer: Durch zu viel künstliches Licht von Straßenlaternen, Gebäuden und Werbetafel hellt der Nachthimmel auf und die Sterne verschwinden. Lichtverschmutzung nennt sich das und ist nicht nur ein Problem für alle die gerne Sterne anschauen. Die Lichtverschmutzung stört nämlich auch unseren Schlaf-Wach-Rhythmus, was zu Schlafstörungen und gesundheitlichen Problemen führen kann. Auch nachtaktive Tiere wie zum Beispiel Fledermäuse, Igel und Eulen brauchen die Dunkelheit zum Orientieren und Futter finden. Zu viel Licht stört viele Tiere auch beim Fortpflanzen. Und am Ende ist es einfach auch unnötige Energieverschwendung. Die kürzeste Nacht des Jahres ist also ein guter Zeitpunkt dran zu denken, wie wichtig dunkle Nächte sind. Und schon durch bewussten Umgang mit Licht, können wir was gegen Lichtverschmutzung machen. Und wer möchte denn nicht die funkelnden Sterne bewundern und sich nach einer Sternschnuppe was wünschen? Also Licht aus und viel Spaß beim Sternegucken!
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Mittwoch, 19. Juni 2024
Ich habe gestern endlich mal wieder meine Fenster geputzt. Das war echt nötig. Denn die ganzen Regentage haben so ihre Spuren hinterlassen. Und jetzt, wo die Sonne andauernd reinscheint, haben mich diese Schlieren immer mehr genervt. Deshalb bin ich das gestern angegangen und habe für klare Sicht gesorgt. Die braucht es nicht nur für meine Fenster, sondern manchmal auch für den Kopf. So wie sich auf meinen Fenstern mit der Zeit Schmutz ansetzt, sammeln sich auch in meinem Kopf Gedanken und Gefühle, die mich runterziehen - Und dann braucht auch meine Seele mal eine Art Fensterputz. Mir hilft es oft mich bewusst mit all dem auseinanderzusetzen, was in meinem Kopf abgeht. Zum Beispiel helfen mir Spaziergänge oder ein Gespräch mit einer Freundin. Aber auch Ruhe kann richtig gut sein. Einfachmal zuhören, was der Kopf gerade so sagt. Dafür schnappe ich mir ein Blatt Papier oder ein Notizbüchlein und schreib einfach mal drauf los. Anders als beim wirklichen Fenster putzen gibt’s keine Lösung, die jedes Mal funktioniert. Aber irgendwann hab ich bislang immer was gefunden. Egal obs um die Fenster in meinem Zimmer oder um meinen Kopf: Sich ab und zu Zeit für klare Sicht zu nehmen, tut einfach gut – und jetzt kann ich die Sonnenstrahlen noch mehr genießen.
Lisa
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Montag, 17. Juni 2024
Wir haben in der Unterstufe gefühlt die ganze Zeit Fabel und deren „Moral von der Geschicht“ durchanalysiert. Das hat mich irgendwann echt genervt. Letztens bin ich aber auf eine Fabel gestoßen, die find ich richtig cool: Drei Frösche fallen in einen Sahnetopf. Der pessimistische Frosch denkt sich gleich: „Das war’s dann für mich.“ und ertrinkt. Der optimistische Frosch geht das Ganze positiver an, strampelt etwas und hofft: „Es wird schon jemand kommen, um mich zu retten.“ Aber als niemand kommt, ertrinkt auch der zweite. Der dritte Frosch ist der Zuversichtliche und denkt sich: „Da wird noch was zu machen sein.“ Und so schwimmt er gestärkt von der Sahne seine Kreise. Mit der Zeit verdickt sein Paddeln die Sahne zu Butter und er hüpft aus dem Topf. Man könnte sagen: Viel Sahne und Kopf oben halten ist die Lösung. Und in schweren Situationen ist es ja manchmal so: Da geht es wirklich drum, erstmal den Kopf über Wasser zu halten, auch wenn man noch nicht weiß, wie‘s weitergeht. Nicht aufgeben. Nur dann können wir Probleme Schritt für Schritt, Paddelzug für Paddelzug angehen. Am Anfang, ohne zu wissen, was es und ob’s überhaupt was bringt. Deshalb Sahne und Kopf oben halten – noch ein paar Erdbeeren dazu dann ist die Lösung eher da, als man sich denkt.
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Samstag, 27. April 2024
Ich war am Wochenende bei meiner Cousine im Schwarzwald. Sie ist gerade umgezogen und hatte ein Puzzle für ihre Küche angefangen, auf dem die unterschiedlichsten Gewürze zu sehen sind - wenn es dann mal fertig ist. Als wir auf unser Essen gewartet haben, haben wir uns mal drangesetzt und weiter gepuzzelt. Das war richtig anstrengend, denn die vielen einzelnen Teile hatten ganz ungewöhnliche Formen.
Das Leben ist für mich auch irgendwie ein Puzzle. Ständig versuchen wir, die Teile zusammenzufügen, um das große Bild zu sehen.
Ähnlich wie beim Puzzeln, gibt es im Leben Momente, wo alles klar ist und die Teile einfach zusammenpassen. Das können Erfolge, eine tiefe Beziehung oder ein persönlicher Durchbruch sein.
Gelegentlich passen die Puzzlestücke aber einfach nicht zusammen und rein gar nichts ergibt Sinn. Das sind die Zeiten, wo wir genauer hinschauen müssen, nach anderen Wegen suchen und was Neues ausprobieren. Und dann braucht’s eine ordentliche Portion Geduld und Ausdauer. – Oft hilft es, wenn man Familie oder Freunde mal ‘ne Zeit lang mitpuzzlen lässt. Die haben vielleicht nochmal einen anderen Blick. Meiner Cousine hat das auf jeden Fall sehr geholfen.
Manchmal dauert‘s trotzdem ein wenig bis die Teile harmonisch zusammenkommen. Ich bin aber überzeugt, dass wenn man langgenug weitermacht und dranbleibt, auch ein scheinbar unpassendes Teilchen seinen Platz finden.
Lisa
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Mittwoch, 24. April 2024
Wenn ich auf meinen Insta Feed scrolle, da packt mich schon manchmal dieses komische Gefühl, irgendwas zu verpassen: Auf die Traumstrände Balis reiht sich ein österreichisches Schneeparadies. Danach die atemberaubende Skyline von New York und die Party in Frankfurt – und ich sitze hier, mitten in meinem Alltag. Und hab da kein gutes Gefühl dabei. Erwische mich bei dem Gedanken, dass mein Leben langweilig ist und ich endlich mal was Aufregendes machen muss.
Das Ganze nennt sich FOMO, fear of missing out oder auf Deutsch: die Angst, etwas zu verpassen. Getriggert wird das durch dieses ständige Scrollen auf Insta und Co. Und führt dann dazu, dass man sich noch mehr Content reinzieht. Dabei sind die perfekten Bilder nur eine Momentaufnahme und weit weg von der Realität. Wer zeigt schon seinen überquellenden Schreibtisch oder das Gehetzte von einem Termin zum nächsten?
Wir hängen viel zu oft an unseren Bildschirmen und vergleichen unser Leben mit Schnappschüssen, anstatt mal zu schauen, ob mein Leben gerade so für mich passt - ohne diese ganzen Eindrücke. Vielleicht sollten wir mal bewusst unsere Handys liegen lassen und ohne das ständige Wischen rausfinden, was uns im Leben eigentlich wichtig ist. Womit ich meine Zeit verbringen will.
Das hat auch einen Namen: JOMO, the joy of missing out, die Freude etwas zu verpassen. Eine Pause vom ganzen Vergleichen, Bewundern und den übertriebenen Erwartungen einzulegen - das tut echt gut. Schließlich kann man nicht überall dabei und immer online sein. Das Wichtigste liegt nämlich vermutlich nicht auf dem Bildschirm, sondern im Hier und Jetzt.