Linus
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Montag, 16. September 2024
Im Urlaub habe ich vom „Fliegenden Pfarrer“ gehört – da war ich im Osten Frankreichs, an der Grenze zur Schweiz. Aus der Region kam auch dieser Pfarrer.
Als dieser Pfarrer in den 1940ern in seine neue Gemeinde gekommen ist, war die Kirche in dem Ort wohl in echt schlechtem Zustand, aber um sie wieder herzurichten, hatte die Gemeinde kein Geld. Irgendwann kam dem Pfarrer dann die Idee, durch Turmsprünge das nötige Geld zu verdienen. Bei einer Veranstaltung ist er dann aus 35 Metern in einen Fluss gesprungen.
Mit dem verdienten Geld konnte die Kirche einigermaßen wieder in Stand gesetzt werden. Der Pfarrer hat aber weitergemacht – und ist in ganz Europa gesprungen. Er hat daraus wohl ein richtiges Event gemacht. Mit dem Geld hat er den Religionsunterricht in seiner Gemeinde finanziert und soziale Projekte unterstützt.
Dieser Pfarrer hat mich echt fasziniert: Seine Turmsprünge zeigen ja, wie leidenschaftlich er sich für seine Gemeinde eingesetzt hat. So etwas Ungewöhnliches zu machen, braucht großen Mut. Aber durch seinen Glauben hat er sich getragen gefühlt; er wusste, dass sich sein Einsatz lohnt. Das möchte ich auch für mich mitnehmen: Wenn ich darauf vertraue, dass mein Einsatz wertvoll ist, habe ich die Kraft, neue Wege zu gehen. Und dieses Vertrauen, das kann mir mein Glaube geben.
Juliane
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Sonntag, 15. September 2024
„Die Zukunft beginnt mit deiner Geschichte“. Diesen Slogan hab ich auf einem Bildschirmschoner gesehen. Den ganzen Nachmittag ist der Satz auf dem Laptop eines Kollegen aufgeploppt. Und dann wars wie ein Ohrwurm in meinem Kopf und ich hab mich gefragt: Was ist eigentlich meine Geschichte? Schließlich lebe ich einfach mein Leben und wahrscheinlich wird sich niemand mal mit meiner Lebensgeschichte beschäftigen.
Wobei das so nicht ganz stimmt. Ich hab nämlich mit meinem Opa genau das erlebt: erst kürzlich haben wir uns hingesetzt und seine Lebensgeschichte aufgeschrieben. Mein Opa hat die NS-Diktatur erlebt, er wurde gefangen genommen und hat erlebt, dass viele seiner Freunde in Nazideutschland schlimm behandelt wurden.
Opas Erzählungen prägen mich seit vielen Jahren. Und seine Geschichte hat dazu geführt, dass mir heute die Demokratie und Freiheit sehr wichtig sind. Deshalb will ich mich gegen alles stellen, was sie gefährden, gegen nationalistische und rechtsextreme Gedanken.
Opas Geschichte hat meine eigene Zukunft mitgestaltet. Und vielleicht geht es ja genau darum. „Die Zukunft beginnt mit deiner Geschichte“ bedeutet: Mein Leben hat Auswirkungen auf andere. Gute oder Schlechte. Ich kann meine Geschichte gestalten und dadurch auch die Zukunft.
Lisa Joy
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Samstag, 14. September 2024
Sommerzeit ist Hochzeitszeit. Und ich fands total schön mal wieder bei einer Hochzeit dabei zu sein – ich hab bei einer kirchlichen Trauung zusammen mit meinem Bruder Musik gemacht. Der emotionalste Moment ist für mich bei so einer Hochzeit immer das Ja-Wort. Da versprechen sich zwei Menschen einfach, für immer miteinander unterwegs zu sein. Das ist doch irgendwie krass! Sich darauf einzustellen, zu einer Person zu stehen, egal ob man das Leben so richtig zusammen feiert, oder auch wenns anstrengend und heftig ist. Gerade weil das Ja zueinander für die guten UND schlechten Zeiten gelten soll, find ichs super wertvoll, dass man bei kirchlichen Hochzeiten sagt: Ja, mit Gottes Hilfe. Ich für mich allein find die Vorstellung nämlich etwas überfordernd, jemandem zu versprechen, immer für ihn da zu sein. Ich kenn mich ja und weiß, dass ich nicht perfekt bin. Deshalb find ichs richtig gut, dass man sagt: Mit Gottes Hilfe. Ich kann es nicht, aber ich muss es auch nicht alleine machen. Ich kann immer wieder Gott um Hilfe bitten und durch ihn neue Liebe und eine neue Perspektive auf meinen Partner finden. Das ist irgendwie beruhigend und richtig schön! Gott, von dem man sagt, er selbst ist die Liebe, also der von dem alle Liebe ausgeht, dieser Gott ist dabei in einer Ehe.
Juliane
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Freitag, 13. September 2024
Kannst du eigentlich so richtig abfeiern? Musst du jeden Sonntag in die Kirche? Wie isses mit Sex, Alkohol und Partys? Sowas kommt oft, wenn ich erzähle, dass ich an Gott glaube.
Ich merk dann immer: Viele halten den christlichen Glauben für die ultimative Spaßbremse und ein Verbot für alles, was Freude macht. Das macht mich richtig traurig.
Mein Glaube spielt eine wichtige Rolle für das, was ich tue. Und es gibt Regeln und Gebote in der Bibel. Ich verstehe die aber so, dass sie mir dabei helfen, frei zu sein. Ein gutes Leben zu führen. Damals war die feste Vorschrift einen Tag in der Woche auszuruhen. Und Jesus hat klargemacht: Diese Regel soll die Menschen nicht einschränken. Sondern soll klarmachen: Wir brauchen einen Tag in der Woche zur Erholung und Entspannung. Deshalb war der Ausruhtag als Gesetz festgeschrieben.
So ähnlich ist das auch mit meinem Glauben heute: Ich kann in aller Freiheit lange Partys, Drinks und Sex genießen. Mein Glaube verbietet mir das nicht. Aber er macht mir auch klar, was mir im Leben wirklich wichtig ist. Zum Beispiel der Gottesdienst sonntags. Da geh ich jede Woche hin, um Menschen zu sehen, die mir mega viel bedeuten. Und ich höre Dinge, die mir in meinem Alltag helfen und mir guttun. Deshalb schränkt mein Glaube mich nicht ein, sondern bestärkt mich.
Lisa Joy
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Donnerstag, 12. September 2024
Ich freu mich schon richtig lange auf meinen Urlaub. Ich werd mit meiner ganzen Familie nach Dänemark fahren. Und je näher der Urlaub rückt, desto größer wird meine Vorfreude. Mein Mann sagt immer Vorfreude ist seine Lieblingsfreude. Dieses drauf hinfiebern, wissen dass da was Cooles kommt. Ich glaub mindestens genauso cool wie Vorfreude find ich aber Nachfreude. Ich weiß, das Wort gibts nicht wirklich, aber ich will damit sagen, die Freude, die man spüren kann, wenn man was Nices erlebt hat. Also wenn man zum Beispiel begeistert von nem Konzert erzählt, auf dem man war, oder noch ganz erfüllt ist von nem Besuch bei Freunden. Man könnte denken das Wichtigste ist doch die Freude während man das Event oder die Sache erlebt. Und das stimmt. Die Momente sind manchmal aber so kurz und schnell wieder vorbei. Sofort kommen die nächsten Eindrücke und zack ist die Freude wieder weg. Deshalb versuche ich mich momentan in Nachfreude. Weil das doch das Beste ist: Zuerst etwas Schönes im Moment erleben und danach noch Zeit zu haben, über die schönen Dinge nachzudenken und nochmal die Freude zu erleben. Nachfreude eben.
Juliane
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Mittwoch, 11. September 2024
Der größte Popstar Frankreichs performt mit einer Marschkapelle. Heavy Metal und klassische Musik werden gemischt. Was scheinbar überhaupt nicht zusammenpasst, wird miteinander verbunden. Das ist für mich bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spielen passiert.
Olympia ist inzwischen vorbei, aber die Bilder der Feier sind immer noch in meinem Kopf. Was mich so beeindruckt hat: dieser Festakt war für mich echte Inklusivität! Paralympische Athleten, ein ehemaliger Sportler, 100 Jahre alt, der inzwischen im Rollstuhl sitzt. Zwei People of Color, die die olympische Flamme entzünden. Und Sportlerinnen und Sportler aus so ziemlich allen Ländern der Welt. Das fand ich mega emotional.
Durch die Eröffnungsfeier habe ich gemerkt, wie wenig divers eigentlich mein Alltag ist. Ich bin oft in meiner Bubble aus Freunden und Familie unterwegs. Die Eröffnungsfeier der olympischen Spiele hat mir ganz wunderbar gezeigt, wie gut und schön Vielfalt ist. Und ich glaube, dass es mir richtig guttut, aus meiner eigenen Bubble rauszukommen. Ich muss nicht gleich mit einer Marschkapelle performen. Aber mehr mit Menschen anderer Altersgruppen rumhängen oder Leuten, die nicht genau die gleichen Interessen haben – da bin ich auf jeden Fall dabei.